Die 10 goldenen Regeln zum Sammeln von Wildkräutern und Herstellen Wilder Grüner Smoothies: Ernten – Verarbeiten – Genießen. Und warum man sich vor dem Fuchsbandwurm nicht fürchten muss.
1. Wildkräuter BESTIMMEN
Ernte nur Wildkräuter, die du kennst. Als sicher gilt die Bestimmung über 3 Merkmale (z.B. Form des Stängels, Geruch, Blütenfarbe o.ä.) Besuche eine Kräuterwanderung und nutze ein Pflanzenbestimmungsbuch. Meine Empfehlung: Die Bücher von Steffen G. Fleischhauer. Nicht alle essbaren Wildkräuter sind für Wildkräuter-Smoothies geeignet. Darum habe ich das Buch „Wilde Grüne Smoothies“ geschrieben. Hier stelle ich dir die 50 besten Smoothie-Wildkräuter mit einem einseitigen Portrait und Foto vor. Wenn du dir nicht sicher bist, gilt die Regel „If in doubt, leave it out“. Es entgeht dir nichts – die Natur ist extrem vielfältig.
2. Wildkräuter-Snesorik-Test: Nutze deine Sinne
Je nach Boden und Klima können die gleichen Wildkräuter recht unterschiedlich aussehen: groß oder klein, selbst die Farbe der Blätter kann anders ausfallen. Nutze deine Sinne: sehen – fühlen – riechen – schmecken. In dieser Reihenfolge. Der „Wildkräuter-Sensorik-Test“ erspart dir unangenehme Überraschungen. Und belohnt deinen ganzen Körper mit einen ganzheitlichen Erlebnis.
Um Sicherheit zu erlangen, was sich wie anfühlen und wie schmecken sollte, besuchst du am besten zuerst eine Kräuterwanderung.Wenn du es genau wissen willst, würde ich dir: Eine Wildkräuter-Grundausbildung vermittelt
3. Keine Angst vor dem Fuchsbandwurm
„Ein Sechser im Lotto ist wahrscheinlicher, als sich durch den Verzehr von Waldbeeren mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren“, so Professor Klaus Brehm, Biologe am Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt das Robert-Koch-Institut. Die Krankheit, die unbehandelt zum Tod führen kann, sei zum Glück sehr selten.
Die Infektion mit dem kleinen Fuchsbandwurm (=aveoläre Echinokokkose) ist eine meldepflichtige Krankheit.
Hier zum Link der -> aktuellen Meldestatistik nach Bundesländern des Robert-Koch-Institut. Berlin ist weitgehend vom Fuchsbandwurm unbetroffen (4 Fälle im Jahre 2014), in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt gab es 2014 keine Neuinfektionen mit Fuchsbandwurm. In Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Hamburg je eine gemeldete Neuinfektion. In Bayern traten 21 neue Fälle von Echinokokkose in Baden-Württemberg 20, das sind in beiden Bundesländern 25-30% weniger als im Vorjahr. Das ist dafür, dass die Durchseuchung der Füchse z.B. auf der Schwäbischen Alb mit 100% angegebenen wird sehr wenig.
Entgegen hartnäckiger Gerüchte gibt es keine Hinweise auf die Übertragung durch den Verzehr von Wildpflanzen oder Waldbeeren. Auch besiedeln Füchse immer häufiger Städte und stadtnahe Gebiete. Über 1600 Füchse lebten schon 2006 in Berlin, fünfmal mehr als in den umliegenden Wäldern. Das Futter lockt: Mäuse, Ratten, Katzenfutter …
Infektionsquelle:
Als größte Infektionsquelle für Fuchsbandwurminfektionen wird der enge Kontakt (Schmusen) mit Haustieren angesehen (Hunde oder Katzen, die Mäuse fressen). Prof. Dr. Brehm wies im Interview, das ich mit ihm zu diesem Thema November 2013 führte, auch darauf hin, dass die meisten in Deutschland am Menschen diagnostizierten Echinokokkose-Infektionen gar nicht aus dem deutschen Wald kommen, sondern „Urlaubsmitbringsel“ von Reisen in entsprechend durchseuchte südliche Gebiete sind und dort über Straßenhunde und Straßenkatzen übertragen werden (entweder über „Streicheln“ oder den Kontakt mit dem mitreisenden eigenen Hund). Diese sogenannte zystische Echinokokkose wird in der Statistik gemeinsam mit dem „Fuchsbandwurm“ geführt.
Dazu das Robert Koch Institut:
„Der Mensch nimmt die Wurmeier durch kontaminierte Hände entweder nach direktem Kontakt mit infizierten Endwirten (Fuchs, Hund, Katze), an deren Fell die Eier haften können, oder durch Umgang mit kontaminierter Erde auf. Die Möglichkeit der Übertragung durch kontaminierte Nahrungsmittel (Waldbeeren, Pilze) bzw. kontaminiertes Wasser ist nicht geklärt.„
Quelle: http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Echinokokkose.html#doc2398572bodyText6
Weil es sich hier jedoch um reine Statistik handelt, habe ich einen erfahrenen Jäger befragt: Er würde Wildwechsel (sichtbar als Trampelspuren im Gras) meiden.
Prävention:
Waschen kann Fuchsbandwurmeier zwar nicht zerstören, die Gefahr aber mindern. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt zur Prävention von Fuchsbandwurm:
• Händewaschen! Vor allem nach dem Kontakt mit Haustieren
• Kochen oder Trocknen der Pflanzen (sichere Prävention)
• Waschen von Waldfrüchten und Wildkräutern
4. Ernte nur so viel du brauchst
Ernte nur das, was du für dein Leben brauchst. Näherst du dich der Natur mit dem Gefühl der Achtsamkeit, wirst du mit reichen Sinneseindrücken belohnt. Das Ernten der Wildkräuter ist ein Teil des Genusses bei deinem Wildkräuter-Smoothie. Ernte nie mehr, als du in 3 Tagen verbrauchen kannst.
Natürlich kannst du Kräuter auch auf dem Markt oder im Bioladen kaufen. Das ist besser als auf die Vitalstoffe verzichten. Du verzichtest aber auf einen Teil des Erlebnisses.
5. Wildkräuter Aufbewahren
Verwende zum Sammeln – vor allem im Sommer – einen Gefrierbeutel mit einem feuchten Stück Küchenrolle am Boden. Unsere heimischen Wildkräuter brauchen viel Feuchtigkeit um knackig zu bleiben. Lege die Kräuter vorsichtig hinein, blase den Beutel etwas auf und verschieße ihn mit einer Gefrierklammer. Die Wildkräuter ruhen nun in einem Luftkissen mit eigenem Mikroklima. So kannst du Wildkräuter und -Blüten im Kühlschrank gut 3-4 Tage aufbewahren. Da der Beutel durchsichtig ist, behältst du den Überblick!
6. Dein Geschmack ist der „Sensor deines Stoffwechsels“
Wildkräuter sind besonders reich anVitalstoffen. Nun funktioniert aber Körper jedes Menschen etwas anders. Grund dafür ist unser Stoffwechsel, der die Aufschlüsselung unserer Nahrung regelt. So kann es sein, dass dem einem schmeckt, wo der andere ausruft „Ist das bitter…!“. Oder „Ist das sauer…!“. Beide haben recht. Unser Geschmack signalisiert, was sich unser Körper gerade wünscht. Aus diesem Grund sind Wildkräuterezepte immer Empfehlungen, die du an deinen persönlichen Bedarf anpasst. Verlass dich auf deinen Geschmack. Dein Körper wird es dir danken.
Wildkräuter & Allergien
Einige Wildkräuter enthalten allegene Stoffe. Allergien können auftreten bei Beifuß (Artemisia), der deshalb nicht von der Kommission E in die Liste der Heilpflanzen aufgenommen wurde. Erhöhte Allergie-Gefahr besteht auch bei Schafgarbe, Spitzwegerich, Johanniskraut (erhähte Lichtsensibilität) und äußerlich bei Wiesenbärenklau und natürlich dem als giftig bekannten Riesenbärenklau (Kontaktallergie). Letzterer ist tabu.
Achtung:Die Dosis macht das Gift. Darum rate ich gerade bei Wilkräuter-Smoothies zu vorsichtiger Dosierung. Weniger ist mehr! Nur weil ein Hochleistungsmixer es (technisch) trinkbar macht, muss es nicht gut für euch sein. Respektiert euren Geschmack als zuverlässiger Sensor eures Stoffwechsels (siehe Absatz 6). Mogelt ein Zuviel an Bitterstoffen nicht mit süßer Mango weg 🙂
7. Viele Wildkräuter sind Heilkräuter!
Wildkräuter schlagen Kulturpflanzen in ihrem Gehalt an Blattgrün, pflanzlichem Eiweiß und sekundären Inhaltsstoffen bei weitem – viele Wildpflanzen haben eine solche Kraft, dass sie traditionell als Heilkräuter eingestuft werden. Diese gilt es mit Vorsicht einzusetzen. Informiert euch über deren Wirkung – so könnt ihr Wildkräuter-Smoothies, Wildkräuter-Suppen und Wildkräuter-Salate gezielt für euer Wohlbefinden nutzen. Das entsprechende Wissen eignet ihr euch am besten in einem entsprechend fundierten Kurs für Wildkräuter-Smoothies an: am besten ein Workshop mit Kräuterwanderung wie der Kurs „Wilde Grüne Smoothies“ in der Oedmühle.
8. Nutze den Rhythmus der Natur
In der traditionellen Naturheilkunde werden Heilpflanzen genutzt, um dem Körper einen Impuls zu geben. Dabei gilt es zu beachten: Der Körper gewöhnt sich schnell, aus Impuls wird Gewohnheit. Es empfiehlt sich daher, Wildkräuter spätestens alle 3-4 Wochen zu wechseln. Die Natur hilft dir: etwa alle 6 Wochen sind andere Wildkräuter im optimalen Erntestadium.
9. Wilde Grüne Smoothies – Weniger ist mehr
Wildkräuter sind erheblich reicher an Inhaltsstoffen als Gemüse, Salat oder Obst. Beginne vorsichtig und steigere den Anteil an Wildkräutern in deinem Salat oder Wildkräuter-Smoothie langsam. Den nötigen Anteil an Blattgrün erreichst du zunächst durch Blätter von Kulturpflanzen wie Möhrenkraut, Salat, Kohlrabiblätter (aus Bio-Anbau). Steigere den Wildkräuteranteil langsam über mehrere Wochen. Achte auf deinen Geschmackssinn.
10. Wildkräuter-Smoothies Frei gemixt – das „Nimm 3“-Prinzip
Du kannst Wildkräuter nach ihrem Geschmack kombinieren: z.B. ein Basiskraut und eines für das Aroma. Oder nach Wirksamkeit für deinen Körper auswählen. Wichtig: mische nicht zu viel durcheinander. Verlasse dich auch hier auf deinen Geschmack. Ein Wildkräutergericht (ob Salat, Sorbet oder Smoothie) sollte ein Konzert der Aromen sein und kein Geschrei. „Nimm 3“ ist eine gute Faustregel. Weitere Tipps und 50 leckere Rezepte für Wildkräuter-Smoothies findest du in Wilde grüne Smoothies, 50 Wildkräuter – 50 Rezepte, Vegan & köstlich.
Link-Tipps:
Pflanzen-Bestimmungsbücher:
-> Wildkräuter bestimmen nach Blattform: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen, Steffen Fleischhauer e.a.
-> Wildkräuter bestimmen nach Blütenfarbe: BLV-Pflanzenführer für unterwegs. Schauer/Caspari
Wildkräuterkurse:
-> Wildkräuter-Smoothie-Workshop mit Kräuterwanderung: >hier anmelden
-> herbalista® Basic Wildkräuter-Zertifikatskurs: > hier anmelden
Es gibt eine Vielzahl von Kursen, Seminaren und Vorträgen, sicher auch in eurer Region. Informiert euch über die Referenzen des Referenten. Da es sich um „wertschöpfendes Weltwissen“ für euer Leben handelt, kann es sich lohnen, auch weiter zu fahren.
Wildkräuter-Bücher:
-> Das große Buch der Wildkräuter-Smoothies: „Wilde Grüne Smoothies“
-> Für die schnelle, unkomplizierte Naturküche: „Wilde Grüne Küche“
Als ich begann, die Wildkräuter zu erforschen, stellte ich fest, dass es nur ganz wenige wirklich alltagstaugliche Wildkräuter-Kochbücher gibt. Mit schnellen, einfachen, für unser mobiles Leben ernährungsphysiologisch sinnvollen Rezepten gibt. Darum habe ich die beiden oben genannten Bücher geschrieben.