Brennnesselsamen (fructus urticae)

Brennesselsamen_herbalista

Die Brennesselfrüchte (fructus urticae) übertreffen unter den Wildkräutern die als heimisches „Superfood“ bekannten Brennnesselblätter noch bei weitem. Seit Ovid werden die an sich unscheinbaren Brennnesselsamen als Aphrodisiakum geschätzt. Der römische Dichter empfahl zu diesem Zweck die (ayurvedisch) heiße Kombination aus Brennesselsamen und Pfeffer im Verhältnis 1:1.

WILDKRÄUTER SAMMELN: Von Ende August bis in den Oktober ist Erntezeit. Überall finden wir überall reich tragende Brennnesseln. Dabei ist zu beachten: es gibt männliche und weibliche Brennesseln. Die männlichen Brennnesseln tragen Fäden mit Pollenkapseln, die die weiblichen Brennnesseln bestäuben. Letztere bilden dann die üppigen Samenstränge, die wir ernten. Selber ernten lohnt sich. Man kann Brennnesselsamen zwar auch im Internet bestellen, aber das ist ziemlich teuer.

WILDKRÄUTER KÜCHE: In Grünen Smoothies, aber auch in Pestos, Brotaufstrichen, als Beigabe in einem würzigen Saatenbrot oder einer Quiche oder als „Energiekugeln“ stellen Brennnesselsamen als Vitalbooster eine wertvolle Bereicherung dar – und zwar nicht nur für Männer. Rezepte z.B. in den Büchern „Wilde Grüne Küche“ und „Brennnessel“.

INHALTSSTOFFE: Brennesselsamen enthalten ca.

  • ca. 24% Eiweiß
  • ca. 20 % Fett
    davon ca. 74% bis 83% doppelt ungesättigte Linolsäure
    und etwa 0,9% dreifach ungesättigte Linolensäure
  • Vitamine: z.B. Tocopherol (Vitamin E): geschätzt als Radikalfänger
  • Carotinoide wie ß-Carotin und Lutein: beides anerkannte Wirkstoffe zur Erhaltung der Sehkraft und zur Vorbeugung gegen Makuladegeneration

Die Brennessselsamen schmecken angenehm nussig. Beim Schlucken kratzen sie leicht im Hals, weshalb es sich empfiehlt, sie kulinarisch in einem Mörser oder Mixer frisch zu zerstoßen. Dies sollte man erst kurz vor dem Verzehr tun, damit die wertvollen Inhaltsstoffe nicht oxidieren. Die Brennnessel ist in allen Pflanzenteilen (Blatt, Frucht, Wurzel) von der Kommission E als Arzneipflanze anerkannt.

Traditionelle Verwendung in der Natur- und Volksheilkunde

Wie die meisten interessanten aber „ernteintensiven“ Naturheilmittel ist die Verwendung von Brennnesselsamen als Vitaltonikum vor allem in abgelegenen Regionen sehr beliebt. Vor allem in Polen und Russland ist die umfangreiche Verwendung dokumentiert.

Als Indikationen werden dort genannt: als Mazerat äußerlich bei Dermatitis; Ekzemen; trockener Hautentzündung; Haarausfall und Nagelerkrankungen vor dem Hintergrund von trophischen Störungen. Innerlich bei Arteriosklerose, degenerative Veränderungen des Nervengewebes, Hypertonie. Entzündlichen Vorgängen in Magen, Darm, Harnwegen und der Prostata. Rheumatische Erkrankungen. Leberzirrhose. Vorzugsweise auch bei Rosacea und Schuppenflechte sowie zur Linderung von Prostatavergößerungen (50% der Männer ab 50 sind betroffen).* Die „schulmedizinisch“-westeuropäische, in der Kommission E definierte Phytotherapie empfiehlt für Prostata-Hyperplasie hingegen Brennnesselwurzel.

Das hört sich nun nicht ganz so lustvoll an wie „Wiesen-Viagra“, lässt aber hoffen 🙂 . Dies nur zur Anregung und allgemeinen Wertschätzung. Rezepturen und Anwendungsweisen – innerlich, äußerlich, beides kombiniert – sind vielfältig. Ich persönlich finde auch Brennnessellikör sehr nett 🙂 🙂

Link-Empfehlung:
*QUELLE: -> Heilanwendung von Brennnesselsamen: Medycyna dawna i wspólczesna (Stand 12.10.2014)

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