Bio boomt. Die Branche feierte ein Umsatzwachstum von 11%. Pünktlich vor Beginn wurde von wieder einmal eine Sau durchs Dorf getrieben. Und in unserer Bayerischen Landshauptstadt essen lt. Meinungsumfrage nahe zu alle Befragten Bio, die reale Nachfrage hinkt dem noch ein wenig hinterher. Es gibt also noch Luft nach oben, in den Motivationsüberhang des guten Gewissens.
BIO-TOP Gesellschaft
Bio ist also in der Mitte der Gesellschaft angekommen – und das ist gut. Denn ganz gleich wie man es dreht und wendet: Die Böden werden aufgebaut statt ruiniert, keine Schadstoffbelastung. Als Mutter von 2 Söhnen ist längerfristiges Planen für mich wichtig.
Und nicht nur, welche Schadstoffbelastung im aktuellen Verbrauchermund landet. Wenn Menschen so wenig vorausschauend denken, das tut nabezu physisch weh.
Und natürlich haben wie immer alle recht, auch die Stiftung Warentest Heft 12/2015, wenn sie feststellt, dass Bio-FastFood nicht besser schmeckt als LEH-FastFood. Stimmt! Im Kindergarten gibt es Kinder, die mögen Dosenchampigons auf der Pizza lieber als frische, Der Baukasten der Zusatzstoffe existiert nicht nur zum Spaß!
BIO. Fastfood. Slowfood.
Meine Liebe zum Slowfood ruht froh und genussvoll in einem Netz von kulturellen und sensorischen Überzeugungen.Ich koche gern. Ich koche jeden Tag – und zwar am liebsten etwas ganz normales. Ich koche für meine Söhne. Ich esse daher weder Bio- noch konventionelles Fastfood.
Vielleicht kann ich daher entspannt aus tiefster Seele sagen:
Wer im medialen Grundrauschen Fastfood wie ein Weinkenner eine Welt an sensorischen, geschmacklichen oder taktilen Dimensionen ins Feld führt, hat sich schon recht weit vom Kochtopf in die Cloud entwickelt. Doch wenn Fastfood – dann Bio. Selbst, wenn in MIR die exponentiell wachsende Zahl an Bio-Convienience-Produkten wenig Gaumenkitzel weckt: Für eine Menge Menschen in dieser versingelten Welt ist es
eine Problemlösung. Und die Böden, das Wasser, also unsere essentiellen Kern-Ressourcen geschont. Und darauf kommt es an, denn…
Wir wissen nicht, was kommt.
Wir werden es nie wissen.
Wir wissen nur, was heute ist.
Darum sollten wir das „Morgen“ unbehelligt lassen.
Jeder Berater – Bank-, Anlage-, Agrar-, Kommunikatikons-, Unternehmens-, Rechtsberater wird dazu natürlich andere Theorien entwickeln 🙂
Natürlich ist es „naheliegend“, den Tunnelblick fest auf das eigene Handy und den eigenen Burger zu richten. So durch die Welt zu laufen ist ein hocheffizientes, persönliches Energiesparprogramm, zu dem die Experten von „only bad news are good news“ dann die nötigen bunten Bilder liefert, damit es nicht langweilig wird.
jaja.
…Doch zurück zum Essentiellen…
Stadt.Land.Bio – der Kongrerss der Biostädte
Abseits des Getümmels fand im NürnbergConvention Center zum zweiten Mal der Kongress der Biostädte statt. Worum geht es? Dr. Claudio Serafini, Vizepräsident der Città del Bio stellte das neue Netzwerk „Organic Cities Network Europe“ vor. Die Initiative steht noch am Anfang.
„Gute Ernährung ist eine kommunale Verantwortung wie reine Luft und sauberes Wasser.“ (Dr. Claudio Serafini)
Klingt logisch – habe ich bis dahin noch nie so gesehen. Ein echter Flash. Kommunale Verantwortung war für mich gewohnheitsgemäß die Abrechnung der Stadtwerke, Kanal ablesen, öffentlicher Nahverkehr.
Aber das Essen war mir persönlich immer so wichtig, dass ich es immer als mein ganz persönliches Ding betrachtet habe. Was strukturell betrachtet völlig falsch ist.
¡ Ernährung ist essentiell !
Hier noch einige Zahlen aus dem Vortrag von Dr. Claudio Serafini zum Nachdenken:
- 2050 werden 75% der Bevölkerung in Städten leben
- Städte bedecken aber nur 3% der Erdoberfläche
- Global wird 80% der Nahrung lokal produziert
- In der EU wird 20% der Nahrung lokal produziert
Im anschließenden Rundgang der Ökoregionen wurden uns diverse Projekte vorgestellt, in denen Landwirtschaft und Produzenten in Pilotprojekten neue regionale Strukturen aufbauen um so den Sog der Delokalisation zu stoppen.
An dieser Stelle sei das neue Biohopfen-Projekt der Neumarkter Lammsbräu vorgestellt.
Ein großes Problem, führte Inhaber Dr. Ehrnsperger ein, sei die zunehmende Nitratbelastung des Grundwassers. Die einzige Möglichkeit diese schnell und nachhaltig abzusenken sei Bio-Anbau. Die Neumarkter Lammsbräu unterstütze daher in einem groß angelegten Projekt gezielt den Anbau von Biohopfen im Einzugsgebiet der Brunnen. Die Landwirte werden beraten und es werden ihnen als Anreiz langfristige, kostendeckende Lieferverträge angeboten. Damit auch Bauern mit Flächen unter 20 ha teilnehmen können, wird ein zentrales Sammellager gebaut, an das kleine wie große Mengen angeliefert und zugerichtetwerden. Von dort aus geht es auf kürzestem Weg in die Brauerei.
Hier wird BIO auf lokaler Ebene, in Europa, im verdichteten Deutschland landschaftsgestaltend neu gedacht. Für mich die vielleicht beeindruckendste Erkenntnis auf der BIOFACH 2016.
Auf dem Bloggertreffen
Ich bedanke mich auch herzlich beim Orgateam des Blogger-Events. Gemeinsam haben wir auf dem Blogger-Rundgang „Von Pionier zu Start-up“ viele interessante und persönlich geprägte Bio-Projekte kennengelernt.
• Ulrich Walter von Lebensbaum.
• Die DEMETER Saatgut-Experten
• Die Superfood Cowboys von „Berlin Organics“ mit ihren emotionalen Smoothie-Toppings
• GUTDING aus dem hohen Norden: das Startup mit den leckeren, handgemachten Aufstrichen
Wunderbar auch die Begegnung mit Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann. Ein Geschäftsführer der „Vor-Turner“ als Status auf seine Visitenkarte schreibt. Sein Credo:
Herzlich grüßt von der Biofach 2016
Eure
Herbalista Gabriele Leonie Bräutigam
PS: @ Einkochhelden, Extraprimagood, Myecotest.com, aus-meinem-kochtopf, nachhaltigkeitsblog : Liebe Food-Blogger-Kollegen, es war schön, euch kennengelernt zu haben! Auf einen wilden grünen Austausch.